Begriffsklärung Dyskalkulie
Dyskalkulie – Rechenstörung - Rechenschwäche
Die Rechenstörung (ICD-10)[1] besteht in einer umschriebenen Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Defizit betrifft vor allem die Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten, wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division, weniger die höheren mathematischen Fertigkeiten, die für Algebra, Trigonometrie, Geometrie oder Differential- und Integralrechnung benötigt werden.
Diese Störung ist nicht auf den ersten Blick erkennbar. Die Schwierigkeit dabei ist, dass diese Kinder nicht etwas anders machen, sozusagen Dyskalkulie-typische Fehler, sondern sie wenden oft Strategien an, die auch jüngere Kinder zu Hilfe nehmen. Sie machen bspw. Fehler, die auch unerfahrene Rechner zu Beginn machen würden. Deswegen ist eine genaue Beobachtung und Analyse der Strategien bzw. Rechenwege extrem wichtig.
Die Feststellung einer Rechenschwäche, Rechenstörung/Dyskalkulie
kann (NOCH) von Therapeuten und Pädagogen mit einer wissenschaftlich fundierten Ausbildung im Bereich Lernstörung durchgeführt werden.
Die Feststellung einer Rechenschwäche, Rechenstörung/Dyskalkulie (ICD-10/ICD-11) mit einer umfangreichen pädagogischen Diagnostik wird von klinischen Psychologen durchgeführt. Diese dient der genaueren Feststellung, wo die Probleme der SuS liegen. Diese Abklärung ist empfehlenswert, wenn neben Schwierigkeiten im Rechnen allgemeine kognitive Schwächen vermutet werden.
Komorbiditäten:
Bei vielen Kindern können sogenannte Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) beobachtet werden. Häufig sind Störungen der Sprachentwicklung, der Aufmerksamkeit und des Verhaltens (z.B. AD[H]S), LRS-Störungen, motorische und emotionale Störungen (Angst, Depression, etc.).
„Das gemeinsame Auftreten der LRS und der Rechenstörung ist signifikant erhöht. Die Prävalenzrate
liegt zwischen 20 und 40 % bei Kindern mit bereits diagnostizierter LRS. Das Risiko einer Rechenstörung ist vier- bis fünffach erhöht. Die Prävalenz der beiden Störungsbilder in der Gesamtbevölkerung liegt zwischen 3 und 8 %.“ (Deutsches Ärzteblatt, 2016, S. 283)
[1] ICD = International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems (Internationale Klassifikation der Krankheiten)